Eduard Kohler
- 1960 geboren, aufgewachsen in «topfiger Umgebung» der elterlichen Töpferei
- 1976-1980 Fachklasse für Keramik an der Schule für Gestaltung Bern
- 1980-1981 Mitarbeit im elterlichen Betrieb
- 1982-1983 Weiterbildung bei G. Tiffoche in Frankreich (Steinzeug, Holzofenbrand)
- 1984 / 1988 Keramisch orientierte Reisen in Europa und Fernost
- seit 1985 eigenes Atelier in Schüpbach
Referenzium
- Auszeichnung: 1980 Preis für «unter 30jährige» an der 5.Spiezer Keramik-Ausstellung.
- Öffentliche Ankäufe: 1989 Etat de Vaud, Département de l’instruction publique et des cultes, Lausanne
- Ausstellungen: Seit 1979 zahlreiche Gruppenausstellungen und etliche Einzel- und Atelierausstellungen.
Arbeitsgebiet/Techniken
Vorwiegend aus Steinzeugtonen, seltener auch Porzellan oder Töpferton forme ich in verschiedenen Techniken – vor allem mittels Freidrehen auf der Töpferscheibe – Geschirr, Gefässkeramik und Objekte.
Dem Wesen der Steinzeugkeramik entsprechend sind meine Formen einfach und klar. Dekore können in diversen Techniken ausgeführt sein. Ich bevorzuge es jedoch, meine Stücke mit effektvollen Glasuren zu versehen. Die Glasuren bestehen aus natürlichen Rohstoffen wie Gesteine, Aschen, Lehme, oft coloriert mit Metalloxiden, empirisch ausgetüftelt in oft langwierigen Versuchen.
Gebrannt wird im Hochtemperatur-Gasofen (Reduktionsbrand, 1280°C), dabei wird der Scherben dichtgebrannt und somit sehr solide. Es liegt in der Natur der Sache, dass nach dem Brand bei 1280°C nie zwei identische Stücke dem Ofen entnommen werden.
Es freut mich besonders, wenn auch meine Kunden diese Einzigartigkeit meiner Keramik zu schätzen wissen.
Keramik – kommt vom griechischen „keramos“, was soviel heisst wie Ton, Töpfer, gebrannte Erde.
Eine urchige Sache, das Töpfern: Erste Tonfiguren sollen vor 20`000 Jahren entstanden sein, erste gebrannte Gefässe vor ca. 12`000 Jahren und die erste Töpferscheibe war vor rund 5000 Jahren im Vorderen Orient im Gebrauch. Die ersten Glasuren entstehen in Aegypten um ca. 2000 v.Chr., die Chinesen verarbeiteten ihr Porzellan bereits während der „Tang“-Zeit (600-900 n.Chr.) und in Meissen entwickelt Johann Friedrich Böttger 1708 das Porzellan für Europa.
Hier im Emmental war in Langnau im 18.Jahrhundert die Blütezeit der berühmt gewordenen „Langnauer-Keramik“. In der weiteren und näheren Umgebung von Langnau gab es im ausgehenden 19.Jahrhundert noch etliche Töpfereien, die sich aber nicht mehr mit der Langnauer-Technik befassten, sondern allgemein übliche Alltagsgeschirre herstellten. Auch in Schüpbach und Signau gab es um die Jahrhundertwende noch ungefähr 10 Töpfereien. Nahegelegene Tonvorkommen waren wohl der Hauptgrund für die Ansiedlung von Töpfereien wie auch Ziegeleien. Am Mühlebach in Schüpbach (heute Eggiwilstrasse 9) befand sich eine Müllerei, wo die Töpfer ihre „Glätte“(Glasur) mahlen liessen. Die Ware wurde in Holzbrennöfen bei gut 900°C gebrannt. Bei uns sind noch die Grundmauern des alten Holzbrennofens sichtbar. Meistens gehörte zum Töpferbetrieb noch ein Stück Land um 1-2 Kühe zu halten, da sich die Töpfer vom Verkauf des Chacheligeschirrs allein nicht hätten ernähren können. Im Laufe der Zeit mussten die meisten Töpfereien aus wirtschaftlichen Gründen die Produktion einstellen; die letzte, nebst der Töpferei Kohler, war die Töpferei Berchtold, die ihren Betrieb 1935 aufgab. In unserer Töpferei wird immer noch getöpfert und das Angebot ist dank der Steinzeug-Keramik so breitgefächert wie noch nie.
Nachfolgend eine kleine Chronik der Töpferei Kohler
1869 gründete Niklaus Kohler (1843-1927) die Töpferei, indem er sich in einem Kellerraum des heutigen Restaurant Kreuz in Schüpbach einmietete. Geboren wurde er im Mühlebachweidli Langnau als Sohn eines Geissebuurli, der oft die Geissen hüten musste und deshalb viel die Schule schwänzte. Zuerst lernte er das Bierbrauen im Löwen Langnau, bevor er bei Hafner (so nannte man die Töpfer damals) Liechti in Schüpbach das Töpferhandwerk erlernte. 1879 erwarb er das Haus an der Eggiwilstrasse 11, eine alte Gerberei am Schüpbachkanal, wo er sich eine Töpferei einrichtete und sich nebenbei eine Kuh und eine Geiss hielt. Da er des Schreibens unkundig war, musste er alles im Gedächtnis behalten. So auch die Bestellungen seiner Kundschaft, die er meistens zu Fuss aufsuchte und bis zu einer Woche unterwegs war. Nach Hause zurückgekehrt, diktierte er dann alle Bestellungen seiner schreibkundigen Ehefrau Marianne!
Von den Söhnen wurde einzig Oswald (1886-1955) Töpfer. Er übernahm die Töpferei zusammen mit seinem Schwager Adolf Gerber um die Jahrhundertwende (1909) vorerst mietweise. Adolf Gerber zog 1915 nach Langnau, wo dann auch sein Schwiegersohn Jakob Stucki als Keramiker zu Ruhm und Ehre gelangte. Der erste Weltkrieg war eine sehr schwierige Zeit: Oswald war fast dauernd im Militärdienst und seine Frau Bertha wusste fast nicht wie sie ihre Kinder ernähren sollte. Auf der Gemeinde fragte sie um Hilfe an, wurde aber abgewiesen mit dem Rat, sie solle die Kuh verkaufen. Zum Glück befolgte sie diesen Rat nicht, denn die Kuh lieferte wenigstens Milch für ihre Familie. Oswald Kohler besuchte die von Kunstmaler Paul Wyss organisierten Zeichenkurse und liess sich so für neue Dekorationen inspirieren. Da der Brennofen brüchig wurde und bei Hochwasser des Schüpbachkanals neben dem Feuern auch noch Wasser aus dem Ofenraum geschöpft werden musste, wagte er sich an einen Neubau am heutigen Standort (Eggiwilstrasse 15), der 1927 bezogen werden konnte. 1935 wurde die erste elektrische Drehscheibe (Occasion) angeschafft, die bis 1988 ihren Dienst versah! Durch den Konkurs einer Steffisburger Töpfereigenossenschaft kam man 1938 relativ günstig zu einer Tonaufbereitungsanlage. Der Holzbrennofen wurde 1944 durch einen elektrischen BBC-Ofen ersetzt – eine technische Revolution für die Töpferei damals. Zur selben Zeit wurde durch den seitlichen Anbau die Nutzfläche der Töpferei ungefähr verdoppelt und eine zweite Wohnung eingerichtet, denn es arbeiteten nämlich bereits zwei Söhne und zwei Töchter mit.
Die Gebrüder Franz (1921 – 1998) und Oswald jun. (1914 – 2003) übernahmen 1946 den Betrieb gemeinsam, bis ihn Franz Kohler 1956 als Einzelfirma unter Mitarbeit von Oswald Kohler jun. weiterführte. Die beiden jüngeren Schwestern Erna und Bertha waren als Malerinnen angestellt. Oswald jun. Übernahm das Drehen sowie allgemeine Werkstattarbeiten, Franz das Einsetzen und Brennen des Ofens, die Tonaufbereitung, das Administrative sowie den Aussendienst, den er anfangs mit Velo und Zug ausführte und Ehefrau Martha tätigte den Verkauf im Laden. Diese Generation war es, die das „Alt Langnau“ weiterentwickelte wie es noch heute hergestellt wird.
In vierter Generation übernimmt der älteste Sohn Ulrich Kohler (*1949) 1987 die traditionelle Töpferei und führt den Betrieb in ähnlichem Rahmen weiter, währendem der jüngste Sohn Eduard Kohler (*1960) 1985 eine eigene Produktion mit Steinzeug-keramik aufbaut. Die sich daraus ergebenden Platzprobleme werden 1992 mit dem Anbau seines Keramik-Ateliers gelöst. 1999 wird das Ladenlokal erweitert zur besseren Präsentation des umfangreichen Keramik-Sortimentes.
2014 erreicht Ulrich Kohler das AHV-Alter und zügelt sein Sortiment mit der traditionellen Engobekeramik an die Eggiwilstrasse 11 wo er weiterhin in kleinerem Rahmen töpfert und auch verkauft, dies nur nach Vereinbarung.
Den Töpferei-Laden führt Eduard Kohler weiter mit seiner Steinzeug-Keramik und hat nur noch am Mittwoch oder auf Vereinbarung geöffnet.
2019: 150 Jahre Töpferei Kohler.
2023: Helen Kohler schliesst die Ausbildung zur Keramikerin ab (5. Generation).
Weitere Informationen:
https://ceramica-ch.ch/glossary/schuepbach-be-hafnerei-kohler/